Musik

Musik

 

Mit „Eulenspiegel“ haben wir unsere ersten ernst zu nehmenden musikalischen Gehversuche unternommen. In Augsburg waren wir bald die Schulballband und Lokalmatadoren Nummer 1. Ich glaube, es gab nicht eine Schule in Augsburg, auf der wir nicht gespielt hätten.
Das damalige Clochard in der Gögginger Straße haben wir problemlos an 2 Abenden hintereinander ausverkauft. Und in unserem letzten Jahr fuhren wir zusammen mit dem Kreisjugendring auf eine 120 tägige Tour durch französische Jugendzentren und spielten dann im Juli in der ausverkauften Kongresshalle bei „Rock am roten Tor. Das sollte auch der letzte Gig dieser Band sein. Einigen in der Band wurde der zeitliche Aufwand zu groß. Das Kapitel wurde durchaus erfolgreich geschlossen.

„Hagen“ nannten wir den Nachfolger. Es sollte nicht wieder genauso starten, wie mit Eulenspiegel . Wir wollten da anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Nachdem wir die Besetzung und einen Manager zusammen hatten, schrieben wir Songs und zogen mit Sack und Pack in ein Studio in Illertissen, um eine komplette LP einzuspielen. Was heutzutage in jedem kleinen Homestudio zu Hause gemacht wird, war damals eher teuer und aufwendig. Allerdings – klassisch, altmodisch „Retro“ in einem 24 Spur analog Studio mit einem riesigen Aufnahmeraum und einem genialen Mann am analogen Mischpult. Wir lieferten eine absolut professionell klingende und fett produzierte Scheibe ab. Radio RT 1 war gerade in den Startlöchern und der Titel Song der Platte „Von Null auf Hundert“ lief in Augsburg rauf und runter. Zeitgleich gab es eine Ausstellung eines Augsburger Künstlers, der unser LP Cover gestaltet hatte. Die Band war sofort in aller Munde. Für kurze Zeit. Nach anderthalb Jahren erstickten wir im eigenen Anspruch. Der Live – Aufwand war vollkommen überzogen und wir konzentrierten uns nicht auf gute Songs, sondern auf Professionalität. Wen wundert es, dass das nicht lange gut ging. Den Vertrag, den wir kurz vor unserer Auflösung beim namhaften Kölner Musikverlag „Kick“ unterschrieben, bekam dann schließlich eine andere lokale Band aus Schwaben mit dem Namen „PUR“.

Nach ein paar Jahren „Irgendwo in Deutschland“, in denen ich Rio Reiser und verschiedenen anderen faszinierende Musiker und Menschen kennenlernen durfte, landete ich wieder in Augsburg und versuchte mich mit einem „Solo – Projekt“ mit Namen „Sebastian Frisch & Sonst Nix“. Die Aufnahmen produzierte meist ein lieber guter Freund aus Remscheid Kai Calvato. Hier in Augsburg versuchte die Konzert Agentur „Hello Concerts“ mit schmierigen und fragwürdigen Machenschaften, lokale Künstler zu verarschen. Hello Concerts hatte und hat immer noch 2 – 3 bayerische Urgesteine unter Vertrag (Haindling, Spider Murphy Gang…). Davon leben sie noch heute. Man wird in dieser Branche auch mit Arschlöchern konfrontiert… Nie vergessen werde ich das Backstage Treffen mit dem ehemaligen Keyboarder der Formnation Haindling, Roald Raschner (auch verantwortlich für den Retorten billig Hit „Anytime and anywhere“ – Stefan Mssimo), der mir von meinem damaligen „Manager“ Lothar Schlessman (Hello Concerts) als ganz wichtig ans Herz gelegt wurde. Ehrfürchtig wurde ich damals 1995 in die Katakomben der Gersthofer Stadthalle backstage gebracht, direkt nach dem Haindling Gig, um mich dem großen Meister vorzustellen. Selten habe ich in meinem Leben ein zu gedrönteres und arroganteres Arschloch persönlich kennenlernen dürfen. Leider fehlte mir damals noch das Standing. Diese ganze Brancheschwamm so fett in ihrem eigenen Kohle Saft, dass man sich eigentlich nur im Strahl übergeben konnte. Nein, aus dem Meeting wurde nichts. Gott sei Dank!

Nach diesem Intermezzo hatte ich die Schnauze gestrichen voll vom Musik machen und auch von ursprünglichen Traum, Musiker zu werden. Ich konzentrierte mich 7 Jahre lang auf die wichtigen Dinge im Leben. Meine Familie, unsere Pferde, den Betrieb.

2002 lernte ich einen Typ kennen, der im Nachbardorf ein kleines Studio betrieb. Mit einem Flügel drin. Das war wie ein Magnet. Über anderthalb Jahre ging ich regelmäßig in das Studio und nahm alte Songs von mir auf und spielte dabei jedes Instrument allein. Und am Ende hatte ich ein kleines Album. Das Artwork machte ich auch selber und fertig war die CD „AUF“. Frisch – AUF. Nichts großartiges – aber Meins!
Aus dem Plan, mal einen Kasten Bier leer zu proben zusammen mit einem Kumpel aus Friedberg und diesem Album entstand vorsichtig eine neue Band, die sich irgendwann „Frieder Kommt“ nannte und dann doch überraschend kleine Erfolge verbuchen konnte. Wir nahmen gemeinsam im Übungsraum dann auch mit einfachsten Möglichkeiten ein Album auf und nannten es „im Sommer“.
Für den Release fuhren wir einen ganzen heißen Sommertag lang auf einem Tieflader durch die Lande und spielten 13 Konzerte an 13 Orten (Baggerseen, Biergärten, Partys, Innenstadt). Die Erstauflage von 1000 Alben verkaufte sich am ersten Tag fast komplett. Wir schafften es noch gemeinsam bis zum Song für einen abgefahrenen Independent Kinofilm in Kiel und dem Aufstiegssong für den FCA in die 1. Bundesliga. Dabei stellten wir fest, wie humorlos und dumpf Fußballvereine und Ihre Vorstandsposten sein können.
Egal, der Song wird nach wie vor im Stadion gespielt. Gute Arbeit, dafür, dass ich mich für Fußball echt nicht die Bohne interessiere . 😉

Und der Song gefiel dem Radio Sender Rt 1. Also wurde ich gebeten, eine Hymne über Augsburg zu schreiben. Der „Song von allen“ war wohl ein kleiner medialer Volltreffer für den Sender. Ich habe mich auch nach intensivem Betteln bereit erklärt, ein großes Herz zu zeigen, und dem finanziell scheinbar eher schlecht aufgestellten Radiosender die Arbeit zu sponsern. Dafür waren die Herren so dankbar, dass sie mich im Anschluss auch noch baten, auf die GEMA Tantiemen zu verzichten, da sie sich die Lizensierung in Höhe von ca. 2000 € nicht leisten konnten. Böse Zungen sagen, sie wollten nicht. Aber das ist eine andere Geschichte. Seit dem spielt RT 1 keine Songs mehr von mir oder den Bands, mit denen ich zusammen spiele… 😉 Macht nix!
Denn beim Video Dreh zu dem Song lernte ich zufällig einen jungen Mann kennen, der bis heute an meiner Seite ist, auch wenn er mal wieder weit weg unterwegs für berühmte Trommler das Drumset stimmt: Tex van Buren!
Nach der kleinen RT1 – Exkursion ins Land der Arschlöcher stellte ich fest, dass ich anscheinend ein Händchen für Auftrags Hymnen hatte. Die WM der Islandpferde stand in Berlin in den Startlöchern. Und mir kam morgens bei der Stallarbeit das Wortspiel „Ga(i)tes to the heart“ in den Kopf. Zwei Wochn später war der Song fertig und aufgenommen und der Vorstand des Verbandes kürte das Liedchen offiziell zum WM Song in Berlin.
Es war, ist und bleibt mein einziger Versuch, meine beiden Leidenschaften hörbar miteinander zu verbinden. Ich meine auch, er ist mir gelungen. Lediglich die Umsetzung der Produktion für die kommerziellen Hörgewohnheiten der Masse und v.a. das Video sind – meiner Ansicht nach – grundlegend woanders hin marschiert, als ich es eigentlich wollte. „Wenn man nicht alles selber macht…“ Die Zusage des Verbandes, den Verkauf von 50000 Alben zu organisieren hätte mich eigentlich stutzig machen sollen. Jetzt liegen 4500 davon auf meinem Dachboden und warten darauf, verschenkt zu werden. Geld habe ich dafür nie gesehen. Nur, wie es geht – nicht, wie es zumindestens zurück kommt.
Aber aus dem Haufen, mit dem ich dann in Berlin war, entsprang das, was ich auch jetzt noch als meine Traum Vorstellung einer Band bezeichne : Wo is Kai?!
Andi, Tex und meine Wenigkeit. Das zusammen in einem Übungsraum mit einer kleinen Anlage und drei Instrumenten funktioniert immer. Und auch, wenn der Name mittlerweile abgelegt ist. Und wir drei in alle Winde verstreut sind. Hin und wieder treffen wir uns – und es klappt immer auf Anhieb.
Mein letztes Lebenszeichen war die Beteiligung am Videoportal „Demotapes“ von Anne de Wolff und Ulrich Rode von der Band BAP. Ich habe zu dieser Plattform den Song „Wo ist die Liebe“ aufgenommen und mit einem Video umgesetzt. Auch hier weiß man immer hinterher, was man vielleicht hätte anders machen sollen. Aber das ist wie mit dem reiten. Man lernt es dadurch, indem man es einfach tut!
Wo mich das alles in den nächsten Jahren hinführt, weiß ich noch nicht. Mal gucken!